Spikey und die alternativen Fakten

Alternative Fakten sind in aller Munde, seit Kellyanne Conway,die Beraterin des US-Präsidenten, diesen postmodernen Ausdruck für „Lügen“ prägte. Wir müssen aber nicht erst nach den Vereinigten Staaten schauen. Auch unmittelbar unter unseren Augen gedeihen „alternativen Fakten“, die um so lieber geglaubt werden, wenn sie unseren Dackelmischling „Spikey“ betreffen.

Spikey lebte bei einem älteren Ehepaar in einer Mietwohnung in Bamberg. Leider hatte Spike ein paar Unarten, die in dem Anwesen für viel Ärger sorgten. So bellte Spikey recht oft und ausgiebig, was die Mitbewohner im Hause nicht so gerne hatten. Auch zwickte Spikey immer wieder. Seine Menschen schilderten das gegenüber einer Mitarbeiterin des Tierheimes als „unkontrolliertes Beißen“. Dabei hat es Spikey dann übertrieben. Jedenfalls biss er auch die Vermieterin, woraufhin diese auf einer Entfernung des Hundes bestand. Telefonisch baten Herrchen und Frauchen, das Tierheim möge Spikey doch bitte übernehmen. Man werde mit ihm nicht mehr fertig. Auch von Einschläfern war da schon die Rede. Die Mitarbeiterin machte deutlich, dass das Tierheim Spikey nur übernehmen werde, wenn das Eigentum an dem Hund dem Tierschutzverein übertragen werde. Man könne dann passende Menschen und einen besser geeigneten Platz für Spikey finden. Damit war man einverstanden. Spikeys Herrchen bracht ihn daher ins Tierheim, unterschrieb nach nochmaliger Erläuterung den Überlassungsvertrag und übergab Spikey förmlich dem Tierheim.

Spikey war zu diesem Zeitpunkt für sein Alter und seine Größe zu schwer. Er bellte ohne Unterbrechung und hatte ersichtlich weder zu Hunden noch zu Menschen (sieht man vom Beißen ab) ein soziales Verhalten aufbauen können.  Im Tierheim begann Spikey  dann sehr schnell Freundschaft zu schließen. Erst mit anderen Hunden, dann auch zusehend mit Menschen, die mit Spikey gerne und ausdauernd Gassi gingen. Spiky nahm ab, sein Gewicht normalisierte sich und er hörte auch mit seinem ununterbrochenen Bellen auf. Spikey fühlt sich wohl und es geht ihm gut.

Ob dies die „Alteigentümer“ ärgerte oder ob sie Spikey wirklich vermissten ist unklar. Jedenfalls forderten sie nach drei Monaten „ihren Hund“ zurück. Nur hatten sich ihre Lebensumstände, die zu der Situation führten, in welcher man Spikey loswerden musste, nicht geändert. Man wohnte mit den gleichen Leuten, im gleichen Haus, in der gleichen Straße und auch die Vermieterin war immer noch die Gleiche. Da aus diesem Grunde keine Verbesserung der Situation für das Tier zu erwarten war, wurde die Herausgabe von Spikey verweigert. In einem ersten Anwaltsschreiben wurde dann erklärt, der Ehemann sei Eigentümer des Hundes und habe sich bei Vertragsunterzeichnung geirrt. Er hätte keine Brille dabei gehabt und nicht gewusst, dass er einen Überlassungsvertrag unterschreibe. Angesicht der mehrfachen Vorgespräche wurde der behauptete Irrtum als unzutreffend zurückgewiesen. Jetzt kam ein zweites Schreiben, in welchem unter Beifügung eines Attestes der Ehefrau dargelegt wurde, dass sie trotz Erkrankung zur Versorgung des Hundes in der Lage sei. Als Eigentümer hatte sich aber der Ehemann bezeichnet. Er hatte Spikey in das Tierheim gebracht, er hatte den Vertrag unterzeichnet und er hatte um die Übernahme des Hundes anlässlich der Telefonate gebeten. Die Herausgabe wurde daher erneut abgelehnt. Nunmehr wird behauptet, die Eigentümerschaft der Ehefrau würde sich aus einem Dokument ergeben, welches der Tierschutzverein gekannt hätte. Dies trifft aber ebenfalls nicht zu. Dem Tierschutzverein wurde lediglich ein Impfpass ausgehändigt, in welchem die Frau aber nicht als Eigentümerin geführt wird.

Tja. Hier helfen dann nur noch über soziale Medien gestreute alternativen Fakten. Jeder, der zwar keine Ahnung hat, aber meint überall mitreden zu können, sieht sich bemüßigt fleißig jeden Unsinn zu teilen, zu liken oder sonst zum Gegenstand seiner Unwissenheit zu machen.

Dass dabei dann Mitarbeiter des Tierheimes beleidigt und bedroht werden („wir machen euch fertig“) ist schon ein starkes Stück. Sie und viele ehrenamtliche Helfer sind es nämlich, die Leid und Not der Tiere lindern und bekämpfen. Das sollten sich alle merken, die so fleißig „alternative Fakten“ verbreiten.